In den letzten Jahren habe ich viele Gemeinschaftsprojekte von innen erlebt und viele motivierte Pioniere kennenlernen dürfen. Unterschiedliche Orte, unterschiedliche Menschen, unterschiedliche Visionen – und doch ähneln sich die Ideen und Wünsche im Kern. Gute Konzepte, viel Engagement, ehrliche Absichten. Und trotzdem scheiterten viele dieser Projekte. Nicht spektakulär. Sondern leise, zäh und unnötig.
Lange Zeit habe auch ich geglaubt, es liege an den Umständen: am fehlenden Geld, an äußeren Widerständen, an zu wenig Zeit. Doch je tiefer ich eintauchte, desto klarer wurde mir: Das eigentliche Problem liegt selten im Außen. Es liegt im Menschen selbst – in Mustern, die wir mitbringen und kaum hinterfragen. Alles beginnt und endet beim Menschen.
Gemeinschaft wird oft romantisiert: als Ort von Harmonie, Freiheit und Gleichwertigkeit. Als Gegenentwurf zu Leistung, Druck und Kontrolle. Diese Vorstellung ist verständlich. Aber sie wird gefährlich, wenn sie unreflektiert bleibt. Freiheit ohne Klarheit wird Chaos. Gemeinschaft ohne Verantwortung zerfällt an genau den Punkten, über die niemand sprechen will.
Ich habe erlebt, wie Erwartungen unausgesprochen blieben, Konflikte verschoben wurden und Entscheidungen vertagt. Wie Menschen Freiheit wollten, aber nicht die Konsequenzen. Wie Initiatoren festhielten – oder sich zu früh zurückzogen. Und wie am Ende oft genau jene Menschen gingen, die es ehrlich meinten.
Ein weiteres Muster hat mich besonders nachdenklich gemacht: Viele erzählen stolz von früheren Projekten und Erfahrungen. Doch kaum jemand schaut ehrlich hin, warum diese Projekte nicht mehr existieren. Erfahrung ist nur dann wertvoll, wenn wir aus dem Scheitern lernen – nicht, wenn wir es übergehen oder an einen anderen Ort kopieren.
Auch ich habe meine eigenen Illusionen gelebt. Ich bin ausgestiegen, habe vieles hinter mir gelassen, wollte nichts mehr wissen vom Tausch Zeit gegen Geld, vom Alltag, von Verpflichtungen. Das fühlte sich zunächst befreiend an. Doch ohne echte Verbindung, klare Absprachen und gemeinsame Verantwortung bleibt Autarkie eine Illusion. Gemeinschaft trägt nicht durch Verzicht, sondern durch bewusste Gestaltung.
Dieses Buch ist aus all diesen Erfahrungen entstanden. Nicht als Ratgeber. Nicht als Konzept. Und schon gar nicht als Anleitung. Sondern als ehrlicher Blick auf die Muster, an denen Gemeinschaft immer wieder scheitert – lange bevor Strukturen oder Finanzen eine Rolle spielen.
Es richtet sich an Menschen, die Gemeinschaft ernst meinen: Initiatoren, Gründer, Mitwirkende. An alle, die bereit sind, nicht nur Systeme, sondern auch sich selbst zu hinterfragen. Es ist kein bequemes Buch. Es erklärt nicht alles. Es tröstet nicht. Aber es macht sichtbar.
Denn solange wir über Modelle, Regeln und Ideen sprechen – und nicht über die menschlichen Muster dahinter – wird sich wenig ändern.
Wer sich darin wiederfindet oder tiefer einsteigen möchte, findet hier weitere Einblicke in das Buch:
